Von Österreich aus in die Bundeshauptstadt Berlin – vom Skilehrer zum Leiter bei ETL ADHOGA: Erich Nagl hat eine ungewöhnliche Reise hinter sich. Knapp 13 Jahre lang ist er schon bei Deutschlands größter Steuerberatungsgruppe tätig. Er ist der Kopf der spezialisierten Steuer- und Unternehmensberatung für Hotellerie und Gastronomie und weiß, was die Branche bewegt. Denn Nagl kennt beide Seiten, war er doch zuvor als Geschäftsführer einer großen Berliner Diskothek acht Jahre lang selbst Mandant bei einer ETL-Kanzlei. Vielleicht ist es die aus dieser Erfahrung resultierende Fähigkeit zum Perspektivwechsel, die den eloquenten Österreicher für seinen Job prädestiniert. Auf jeden Fall hat sich ETL ADHOGA unter seiner Leitung einen Namen gemacht – bei Kanzleien, Mandanten, Branchen- und Berufskollegen. Über seinen Werdegang, was ihn antreibt und wichtig ist, haben wir mit ihm gesprochen.
Du bist gebürtiger Österreicher – wie kommst du zum Gastgewerbe und wieso hat es dich ausgerechnet nach Berlin verschlagen?
Berlin war in den neunziger Jahren einer der spannenden Plätze Europas. Damals war ich als Skilehrer im österreichischen Bundesland Salzburg unterwegs. Eines Tages fragte mich ein Hotelier, ob ich nicht Lust hätte, vor seinem Hotel eine Après-Ski-Bar unter freiem Himmel zu eröffnen. Er kümmerte sich um die Logistik, ich mich um die Gäste. Das hat hervorragend funktioniert und ich war infiziert mit dem „Gastrovirus“. Als der Schnee dann schmolz, bin ich losgezogen und schließlich in Berlin hängen geblieben.
Du leitest den Bereich Hotellerie & Gastronomie und giltst in der Branche als leidenschaftlicher Kämpfer fürs Gastgewerbe – woher kommt diese Leidenschaft?
Die Leidenschaft kommt aus den vielen tollen Erlebnissen, die ich in der Gastronomie hatte. Das Gastgewerbe ist für mich eine der schönsten Branchen, die es gibt, denn ich mag Menschen. Und genau darum geht es in dem Beruf. Gastronomie und Hotellerie bieten jungen Leuten viele Chancen und Karrieremöglichkeiten. Menschen, die Menschen mögen und gut mit ihnen umgehen können, werden auch in Zukunft immer gefragt sein.
Inwiefern lässt sich diese Leidenschaft als Leiter von ETL ADHOGA ausleben?
Ich kann die Gastgeberinnen und Gastgeber in einem Bereich unterstützen, der oft nicht zu ihren Lieblingsthemen zählt. Denn sind wir einmal ehrlich: Das Backoffice eines Betriebes besteht aus Zahlen, Prozessen und Daten, die es im Blick zu behalten gilt. Aber die wenigsten werden Gastronom, weil sie eine brennende Leidenschaft für Controlling, Verfahrensdokumentation und das Führen einer Buchhaltung haben. In diesen Bereichen unterstützt sie ETL ADHOGA und leistet so einen kleinen Beitrag, die Vielfalt des Gastgewerbes, die wir hier in Deutschland Gott sei Dank haben, zu erhalten. Gerade in schweren Zeiten wie den Jahren 2020 bis 2022 hat sich gezeigt, was ein guter Steuerberater wert ist. Diese gewachsene Partnerschaft zwischen unseren Mandanten und uns treibt mich an.
Nimm uns mal mit in einen typischen Erich Nagl-Tag. Was machst du zuerst, wenn du dich morgens an deinen Schreibtisch setzt? Was abends zuletzt?
Meistens startet mein Tag schon, bevor ich am Schreibtisch sitze, denn ich nutze in Berlin gern den öffentlichen Nahverkehr. Somit habe ich schon die meisten aktuellen E-Mails gelesen und beantwortet, bevor ich am Schreibtisch angekommen bin. Daher erlaube ich mir als Erstes einen Gang zur Kaffeemaschine und erfahre dort von den jüngsten Erfolgen meiner Kolleginnen und Kollegen. Positiv in den Arbeitstag zu starten, ist mir wichtig. Dann erledige ich die anstehende Aufgabe, auf die ich am wenigsten Lust habe. Das habe ich mal in einem Buch gelesen und es stimmt. Die widerlichste Aufgabe erledigt man zu Beginn des Arbeitstages am besten und das Wissen, diesen „Brocken“ hinter sich zu haben, gibt ein gutes Gefühl für den ganzen restlichen Tag. Am Ende des Tages sind da noch die berechtigten Ansprüche meiner Familie, denen ich gerne versuche, gerecht zu werden.
Die meisten Leute verbinden mit dem Thema Steuern eher unangenehme Verpflichtungen. Was begeistert dich an diesem Beruf?
Die Emotionalität, die mit diesem Thema einhergeht. Bei Betriebsprüfungen und Steuerbescheiden kochen die Emotionen hoch. Es erscheint immer als ungerecht, unverständlich und bürokratisch; und was man an Steuern am Ende zahlen muss, mutet immer als zu viel an. Auf der anderen Seite sind Steuern die Grundlage für unser Gemeinwohl. Ohne Steuern würden der Staat und die Gesellschaft nicht funktionieren. Unser Steuersystem ist zwar irre kompliziert, aber es gibt für die Meisten einen gangbaren Weg, die Dinge richtig zu machen und Nachzahlungen zu vermeiden. Unsere Mandanten wissen es zu schätzen, dass wir sie partnerschaftlich beraten und sie durch den “Steuerdschungel” lotsen. Gemeinsam etwas zu meistern – das bereitet mir große Freude.
Was verbindet euch von ETL ADHOGA mit euren Mandanten? Was ist euch am wichtigsten in der Zusammenarbeit? Und gibt es Aspekte, die eine Partnerschaft unmöglich machen?
Unternehmertum im Gastgewerbe bedeutet immer, hellwach zu sein, Veränderungen schnell zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren. Es ist eine innovative Branche. Ich empfinde großen Respekt für jene, die sich dieser Herausforderung stellen. Daher versuchen wir bei ETL ADHOGA immer, Gemeinsamkeiten auszuloten, die eine gute Zusammenarbeit ermöglichen. Mir sind Anstand und Aufrichtigkeit wichtig. Ein No-Go ist für mich persönlich daher, wenn mir jemand Fragen zur Umgehung von Steuern oder z. B. “Schummeleien” beim Mindestlohn stellt. Das ist unanständig und dafür gebe ich mich nicht her.
Wohin soll die Reise für ETL ADHOGA gehen? Wie siehst du eure Rolle künftig?
Die Pflicht, Steuern zu zahlen, wird bleiben. Es zeichnen sich zudem zwei Trends sehr deutlich ab: Zum einen ist es unstrittig, dass die Digitalisierung in Kombination mit dem Arbeitskräftemangel zu Veränderungen führen wird. Die Automatisierung von wiederkehrenden Prozessen ist die Zukunft. Dafür braucht es Standards im Backoffice des Gastgewerbes. Diese mitzugestalten ist eine spannende Aufgabe. Der Pendelordner, in dem die Belege zwischen Unternehmen und Kanzlei hin und hergeschickt werden, gehört der Vergangenheit an.
Zum anderen wird Betriebswirtschaft in Kombination mit Controlling sehr stark an Bedeutung gewinnen. Der Blick auf das Unternehmen wird nicht mehr in der traditionellen monatlichen Betrachtungsweise erfolgen, denn die ist zu langsam, sondern quasi live, in Echtzeit. Damit meine ich datengetriebenes Monitoring des Unternehmens auf Tages- oder sogar Stundenbasis. Die zuvor genannte Digitalisierung ermöglicht es, immer mehr Daten in nie da gewesener Geschwindigkeit und Qualität zur Verfügung zu stellen. Wer hier Klarheit darüber hat, welche Indikatoren wahrgenommen werden sollen und nach welchen Schwellenwerten er oder sie entscheidet, hat einen größeren Einfluss auf das Betriebsergebnis, als es Steuerzahlungen mit sich bringen.
Auf welche Aufgaben/Arbeitsschritte könntest du gut und gerne verzichten?
Das Abtippen von Papierbelegen, wie es z. B. bei der Spesenabrechnung immer noch vorkommt, ist mir ein Graus.
Gibt es ein typisches Vorurteil gegenüber Steuerberatern, welches dir in deiner Funktion immer mal wieder begegnet ist?
Ja, ein Vorbehalt, der mir immer wieder mal begegnet, lautet, Steuerberater wären teuer und beraten nicht. Das zwar kommt vor, aber weitaus seltener als behauptet. Die Steuerberatergebührenordnung ist von der Steuerberaterkammer vorgegeben. Unsere Kolleginnen und Kollegen nur die Möglichkeit, über den Zeitaufwand, den ein Mandat verursacht, zu justieren. Wer dem Steuerberater über gut eingerichtete Schnittstellen vollständige Daten zur Verfügung stellen kann, tut sich auch selbst einen großen Gefallen. Teuer ist der unsortierte Schuhkarton an Belegen. In der Regel erlaube ich mir eine Gegenfrage zur Beratung: „Wie lautet der Arbeitsauftrag, den Sie mit Ihrem Steuerberater vereinbart haben?“. Oft lautet dieser: „Verarbeite möglichst billig das Nötigste, um der Steuer irgendwie gerecht zu werden“. Beratung in all ihren Facetten kommt in diesem Auftrag gar nicht vor!
Kommen wir abschließend zu einer kleinen Schnellfragerunde:
Beschreibe das Besondere an der ETL-Gruppe in drei Worten.
Empathisch, technologieorientiert, leidenschaftlich.
An deinem Team schätzt du besonders …
… die Menschen mit ihrer Kreativität und ihrem Erfolgswillen. Die Kolleginnen und Kollegen wollen etwas bewegen, einen Unterschied machen, und das passt einfach zusammen.
Was ist deine Lieblingsspeise/dein Lieblingslokal?
Ich habe eine große Schwäche für die österreichische Küche. Der absolute Wahnsinn für mich sind „Salzburger Nockerl“. Die bekomme ich jedoch nur selten serviert, selbst in Österreich. Ein Lieblingslokal habe ich nicht. Oder anders gesagt: Ich habe viele verschiedene und es kommt immer auf die Situation an, also auch, mit wem ich gerade wo unterwegs bin.
Das ist dir als Gast in einem Restaurant/Hotel besonders wichtig …
… Wahrnehmung – als Gast will ich wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Fühle ich, dass es nur darum geht, mich zu „melken“, bin ich schnell wieder weg.
Jetzt mal Tacheles! Diese Angewohnheit des Gastgewerbes nervt dich:
Während der Coronazeit gab es einen noch nie dagewesen Zusammenhalt in der Branche. Der Branchenverband DEHOGA, allen voran Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges, haben einen ausgezeichneten Job gemacht und der Branche gut über diese Zeit hinweggeholfen. Jetzt aber scheinen mir diese Verbindungen wieder loser zu werden und die Interessen driften langsam wieder auseinander. Das bekommen andere Branchen besser hin, wenn man ehrlich ist.
Bist du eher Teamplayer oder Einzelkämpfer?
Erfolg ist Teamsport und ich liebe es, erfolgreich zu sein, also bin ich überzeugter Teamplayer. Alleine wäre es mir absolut unmöglich, heute hier zu stehen, wo ich bin, und dafür bin ich sehr dankbar. Unlängst haben mein Team und ich auf unseren erreichten Erfolg bei einem Businesslunch angestoßen. Dafür haben auch alle gern das Homeoffice verlassen und wir haben uns in der Berliner Gastronomie getroffen. Ein sehr schöner Moment.
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